Jürgen Becks
Erwerb eines Konvolutes Weseler Silberschmiedearbeiten
Die Beschäftigung mit „Weseler Silber“, d.h. mit Objekten, die von Weseler Gold- und Silberschmieden in den letzten 700 Jahren hergestellt wurden, ist durchaus kein neues Betätigungsfeld der Historischen Vereinigung Wesel e.V.
Der Verein war bereits 1982 maßgeblich an der Herausgabe des vierten Bandes der Weseler Museumsschriften mit dem Titel „Historisches Weseler Silber“ beteiligt. Der Herausgeber der Schriftenreihe, Werner Arand, fasste damals erstmalig, die langjährige Geschichte der Weseler Gold- und Silberschmiede ab der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts in einer Ausstellung mit begleitendem Katalog zusammen.
Auch in der Zeit danach hat die Historische Vereinigung immer wieder Arbeiten Weseler Gold- und Silberschmiede für das Städtische Museum durch Ankauf gesichert bzw. den Erwerb durch Spendenaktionen ermöglicht.
Wer aus der Bevölkerung denkt bei dem Begriff „Weseler Silber“ nicht zuerst an die beiden Deckelpokale des Kölner Gold- und Silberschmieds Gilles Sibricht, die als Geschenke niederländischer Glaubensflüchtlinge dem Rat 1578 aus Dankbarkeit für die Aufnahme in Wesel übergeben wurden.
Diese beiden Pokale fallen jedoch nicht unter dem Begriff „Weseler Silber“. Mit diesem Begriff sind ausschließlich die Objekte gemeint, die Weseler Gold- und Silberschmiede im Laufe der Jahrhunderte herstellten, und die neben dem Meisterzeichen und dem Jahresbuchstaben das Weseler Beschauzeichen und ab 1694 auch das Wardeinzeichen der Stadt Wesel tragen.
Die beide Deckelpokale sind, ebenso wie der Akeleipokal aus dem Lebrosenhaus, hergestellt von einem Nürnberger Meister, die Gürtelschließe aus dem 16. Jahrhundert, vermutlich von einem niederrheinischen Meister oder das Ratsbesteck der sächsischen Besteckmanufaktur Wellner und Söhne aus Aue Bestandteil des Gold- und Silberschatzes des Städtischen Museums Wesel.
Festzuhalten ist auch, dass Wesel bis ins 19. Jahrhundert neben Düsseldorf und Nimwegen, eine gewisse Bedeutung als Stadt der Gold- und Silberschmiede erlangt hat. Wesels Bedeutung als Gold- und Silberschmiedestadt wächst sogar während der Reformation. Aus dieser Zeit zeugen zahlreiche sakrale protestantische Gerätschaften von der Bedeutung der Weseler Handwerker, da viele der ansässigen Gold- und Silberschmiede der neuen Glaubensrichtung angehörten.
Unter Berücksichtigung der Erkenntnis von Friedrich Gorissen, Fritz Witte, Annaliese Ohm, Adolf Langhans und Wolfgang Scheffler kann davon ausgegangen werden, dass mehr als 150 Gold- und Silberschmiede in Wesel tätig waren.
Leider sind von den vielen tausend Arbeiten nur noch weniger als zweihundert Einzelstücke und Ensemble erhalten. Das Städtische Museum Wesel konnte hiervon im Laufe der Jahre rund einhundert in seinem Bestand aufnehmen.
Die Gründe für den relativ hohen Verlust sind unterschiedlich. Gold und Silber diente auch früher bereits als Anlagevermögen und wurde daher auch immer gehandelt und bei finanziellen Nöten auch verkauft. Hinzu kommt, dass diese Gegenstände auch der jeweiligen Mode unterlagen. Wenn der Zeitgeschmack mit den vorhandenen Objekten nicht mehr übereinstimmte, wurden diese auch einfach eingeschmolzen und zu neuen Objekten verarbeitet. Auch hierdurch gingen Objekte verloren.
Dass nun ein Privatsammler Objekte der Historischen Vereinigung zum Kauf angeboten hat, ist eine absolute Seltenheit und eine einmalige Chance, den vorhandenen Bestand im Städtischen Museum Wesel um einige bedeutende Stücke zu erweitern.
Das angebotene Konvolut mit Arbeiten aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts bis Ende des 18. Jahrhunderts besteht aus einer umfangreichen Bestecksammlung (Löffel, Gabeln, Suppenkelle) sowie aus Kerzenleuchtern, einer Zuckerdose, einem Zuckerstreuer und einer Schale aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhundert.
Eine detaillierte Aufstellung der Objekte inkl. Angaben zu den Silberschmieden und zum Entstehungsjahr finden sie in Anlage 1.
Die Historische Vereinigung hat die Herausforderung, das Konvolut zu erwerben, gerne angenommen und noch Ende Dezember 2016 damit begonnen, Spenden für den Erwerb zu sammeln.
Dem von Hermann Knüfer noch kurz vor seinem plötzlichen und unerwarteten Tod verfassten Spendenaufruf folgten sowohl zahlreiche Vereinsmitglieder als auch Bürgerinnen und Bürger aus der Bevölkerung sowie eine Vielzahl Weseler Institutionen und Firmen.
Mit ihrer Hilfe hat es der Verein innerhalb kürzester Zeit geschafft, das Konvolut für Wesel zu sichern. Zukünftigen Generationen wird somit die Möglichkeit gewährt, einen Einblick in die Kunst Weseler Handwerker aus mehreren Jahrhunderten zu erlangen. Gleichzeitig wird so das geschichtlich bedeutende Erbe Wesels für diese Generationen bewahrt und gesichert.
Der Dank der Historischen Vereinigung Wesel e.V. gilt allen Spendern und Sponsoren, die den Erwerb ermöglicht haben.
Die Objekte wurden dem Städtischen Museum Wesel am 17. Mai 2017 offiziell als Dauerleihgabe übergeben. Das Städtische Museum Wesel hat den größten Teil der Objekte in einer speziellen Vitrine im Eingangsbereich präsentiert. Dort können sie von allen Interessierten während der Öffnungszeiten der Galerie im Centrum besichtigt werden.
Jürgen Becks
ANLAGE 1 - Auflistung der angekauften Objekte
Spender und Sponsoren in alphabetischer Reihenfolge
Vereinsmitglieder und Förderer aus der Befölkerung
Ottomar u. Ellen Apelt, Roman Bacher, Claire u. Jürgen Becks, Peter Berns u. Rotraud Berns-Sauerland, Martin Bischof, Erika Boelitz, Johanna Buschmann, 90. Geburtstag Hanne Buschmann, CDU-Stadtverband Wesel, Frank Ekkehard Claus, Pieter Johan Cramwinckel, Andrea Dahmen, Prof. Dr. Wolfgang Deurer, Jürgen Dorenburg, Winfried Evertz, Dagmar Ewert-Kruse, Klaus Georg Fischer, Dr. Klaus Haerten, Rudolf Hauser, Ulrich u. Ingrid Kohl, Werner Köhler, Norbert Kopka, Dr. Wolfgang Kötter, Günther und Elisabeth Krüßmann, Dr. Peter u. Ursula Kühn, Renate Lerch, Günter u. Ingrid Orth, Claus Ridder, Walter Rittmann, Volker Schulte-Bunert, Wilhelm Schulte-Mattler, Werner Testrut, Karl-Heinz und Marie-Luise Tieben, Gerhard Tinnefeld, Dorothea Trapp, Friedrich Ulland, Jörg-Hilmar Warthemann, Günter u. Ursula Warthuysen
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